Sollten wir mit dem Juicing aufhören? Die Vor- und Nachteile des beliebten Gesundheitstrends
2022 ist schon ein paar Tage alt und die diesjährigen Nahrungsmittel- und Ernährungstrends haben sich bereits durchgesetzt. Und ratet mal! Juicing scheint ein Revival zu erleben. Sollen wir unsere Entsafter, Mixer, Saftpressen und Zentrifugalentsafter jetzt wirklich wieder hervorkramen? Oder ist Juicing doch nicht so gesund wie behauptet? Wir haben die am häufigsten gestellten Fragen gesammelt und unsere ehrlichen Antworten gegeben, damit du entscheiden kannst, ob du dieses Jahr auf den Trend aufspringen möchtest oder nicht.
Was ist Juicing?
Der Name sagt eigentlich schon alles: Beim Entsaften („juicing“) wird der Saft („juice“) aus Obst und Gemüse gepresst. Die meisten von uns haben irgendwo im Schrank eine Zitronenpresse herumliegen, die sich gut für das Auspressen von Zitrusfrüchten eignet. Wir trinken am Sonntagmorgen alle gerne einen frisch gepressten Orangensaft zum Frühstück, aber den meisten Juicing-Fans ist das zu wenig – sie brauchen einen richtigen Entsafter. Entsafter gibt es schon ab 30 ₤, aber sie können auch schnell mal 1.500 ₤ und mehr kosten. Für dieses Geld bekommst du ein Gerät, das dir die ganze Arbeit abnimmt. Bevor du so viel Geld investierst, möchtest du aber wahrscheinlich sichergehen, dass dir das Gerät auch wirklich etwas bringt. Sehen wir uns das mal genauer an.
Ist Juicing wirklich gut für dich?
Zunächst einmal halten wir nichts davon, Lebensmittel und Getränke als „gut“ oder „schlecht“ einzustufen. Um festzustellen, ob etwas gut für dich ist, muss es immer in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. Uns ist allen klar, dass Schokokuchen nicht das gesündeste Frühstück ist, aber ab und zu ein Stück Kuchen im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung ist völlig in Ordnung. In diesem Sinne kann Schokokuchen je nach Kontext sowohl „gut“ als auch „schlecht“ sein.
Gleiches gilt für Juicing. Im Allgemeinen raten wir dazu, immer Obst und Gemüse zu essen. Durch die Trennung von Fruchtfleisch und Saft gehen dir eine Menge Ballaststoffe verloren, die sich positiv auf die Darmgesundheit und -aktivität sowie auf die Insulinsensitivität auswirken. Erwachsene nehmen am Tag weitaus weniger Ballaststoffe zu sich als die empfohlene Menge, sodass dies ein ernst zu nehmendes Problem darstellt. Da der Entsafter die meiste Arbeit für dich erledigt, wird dein Körper wahrscheinlich in kürzerer Zeit mehr Zucker aufnehmen. Das gilt zumindest für die meisten Früchte, die in der Regel einen viel höheren Zuckergehalt haben als Gemüse. Natürlich solltest du keine Angst vor dem Zucker im Obst haben (es ist der zugesetzte Zucker, den du vermeiden solltest), aber stelle dir vor, was das für deinen Körper bedeutet. Hier sind zwei Szenarien:
Szenario 1: eine Orange essen. Von dem Moment an, in dem du anfängst, eine Orange zu schälen, sendet dein Gehirn Sättigungssignale an den Rest deines Körpers und bereitet ihn auf das vor, was kommen wird. Wenn du anfängst, die Orangenscheiben zu essen, beginnt dein Körper mit dem Verdauungsprozess. Die größeren Fruchtstücke werden mechanisch in kleinere zerlegt, deine Speichelproduktion erreicht ihr Maximum und fügt der Nahrung wichtige Verdauungsenzyme hinzu. Durchschnittlich würdest du vielleicht eine oder zwei ganze Orangen in ca. 10 Minuten essen.
Szenario 2: Orangensaft trinken. Ein normales Glas Orangensaft (250 ml) enthält durchschnittlich fünf Orangen. Du kannst ein komplettes Glas in kürzester Zeit trinken, ohne überhaupt kauen zu müssen. Das bedeutet, dass du die fünffache Menge an Zucker zu dir nimmst, was zu einem höheren Blutzuckerspiegel führt.
Wahrscheinlich kannst du dir jetzt vorstellen, warum dein Körper lieber Obst und Gemüse essen statt trinken möchte. Natürlich liefern das in Säften enthaltene Obst und Gemüse eine gehörige Portion an Vitaminen und Mineralstoffen, trotzdem würden wir dir raten, die „5 Stück am Tag“ zu essen statt sie zu trinken.
Kann man mit Juicing abnehmen?
Beim Abnehmen kommt es vor allem auf die Kalorienbilanz an. Wenn du weniger Kalorien zu dir nimmst, als du verbrennst, nimmst du ab. Um diese negative Kalorienbilanz zu erreichen, empfehlen wir eine Kombination aus Sport und gesunder Ernährung. Wie die meisten anderen Lebensmittel und Getränke enthält auch Saft Kalorien und trägt daher zu deinem „Kalorienhaushalt“ bei. Aufgrund des bereits erwähnten Unterschieds bei den Ballaststoffen wirst du dich wahrscheinlich auch weniger satt fühlen als wenn du ein Stück Obst isst.
Um die Frage zu beantworten, müssen wir noch einmal den größeren Zusammenhang betrachten. Ja, wenn die Kalorienzufuhr stimmt, ist es möglich, Saft zu trinken und dabei abzunehmen. Andererseits ist es daher auch möglich, durch Juicing zuzunehmen, wenn du zu viele zusätzliche Kalorien zu dir nimmt. Wenn du mehr über gesundes Abnehmen erfahren möchtest, empfehlen wir dir diesen Blog unserer Botschafterin Shelly. Sie erklärt ausführlich, welche Faktoren beim Abnehmen zu beachten sind, wie man das Abnehmen möglichst angenehm gestaltet und sie verrät ihren ganz speziellen Ernährungsplan.
Warum ist Saft schlecht für dich?
Wir können dir versichern, dass Saft nicht unbedingt schlecht für dich ist, aber er sollte in eine gesunde und ausgewogene Ernährung integriert werden. Unserer Meinung nach ist Juicing immer noch besser als überhaupt kein Obst und Gemüse zu essen. Wenn Juicing die einzige Möglichkeit für dich ist, diese essentiellen Lebensmittel zu dir zu nehmen, ist es wahrscheinlich eine gute Wahl. Allgemein empfehlen wir dir, für deine Säfte möglichst wenig Obst und möglichst viel Gemüse zu verwenden. Wenn du lieber trinkst als isst, ist es zudem sinnvoll, die Zutaten nicht in einen Entsafter, sondern in einen Mixer zu geben. Wenn du dein Obst und Gemüse pürierst, enthältst du in der Regel (fast) das gesamte Produkt und nicht nur den Saft. Während das Fruchtfleisch in einem Entsafter verloren geht, gelangt es beim Mixer in das Getränk, was bedeutet, dass du mehr Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe zu dir nimmst.
Ist Fruchtsaft gesünder als Limo?
Im Hinblick auf den Zuckergehalt wird Limo oft mit Fruchtsaft verglichen. Es stimmt zwar, dass ein Glas Fruchtsaft genauso viel Zucker enthält wie eine (nicht diätetische) Limo, aber es gibt ein großes „Aber“. Fruchtsaft enthält im Gegensatz zu Limo immer noch ziemlich viele Vitamine und Mineralstoffe. Allerdings sollte es reichen, wenn du dich an die „5 Stück am Tag“-Regel hältst. Wenn du also nur Saft trinkst, weil du Angst hast, dass du nicht genug Vitamine und Mineralstoffe zu dir nimmst, ist das kein triftiger Grund. Das bedeutet nicht, dass du dir nicht gelegentlich ein Glas Saft (oder Limonade) gönnen darfst, aber betrachte es nicht als einen notwendigen Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung.
Was sind die Vor- und Nachteile von Juicing?
Um die oben genannten Punkte zusammenzufassen, findest du hier eine Liste der unserer Meinung nach wichtigsten Vor- und Nachteile von Juicing.
Vorteile:
- Wenn dir Juicing Spaß macht und dir Säfte schmecken, ist es eine schöne Möglichkeit, sich selbst etwas zu gönnen
- Obst und Gemüse zu trinken ist besser als ganz darauf zu verzichten
- Saft enthält durch die Zutaten, die du verwendest, viele Vitamine und Mineralstoffe
Nachteile:
- Trinken statt Essen führt zu einem schnelleren Anstieg des Blutzuckerspiegels
- Wenn Saft und Fruchtfleisch getrennt werden, gehen Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien verloren (mehr dazu weiter unten)
- Wenn du dir einen Entsafter kaufst, kann das ganz schön teuer werden, ebenso wie der Kauf der Zutaten selbst, da du wahrscheinlich mehr Zutaten benötigen wirst (siehe unsere Orangen-Szenarien)
- Es handelt sich nicht um einen magischen „Life-Hack“-Trend für mehr Gesundheit, wie einige dich glauben lassen wollen
Ist Juicing eine Verschwendung von Lebensmitteln?
Wir haben das eben schon angesprochen, aber lass uns näher darauf eingehen. Inzwischen ist klar, dass Nährstoffe verloren gehen, wenn du das Fruchtfleisch wegwirfst. Aber auch unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes und der Lebensmittelverschwendung solltest du es dir zweimal überlegen, ob du Lebensmittel wegwirfst. Um die Frage konkreter zu beantworten: Ja, Juicing ist eine Verschwendung von Lebensmitteln, wenn du das Fruchtfleisch nicht verwendest. Im Weiteren erhältst du ein paar tolle Tipps, wie du Fruchtfleisch verwenden kannst.
Welche Verwendungsmöglichkeiten gibt es für übriges Fruchtfleisch?
Online gibt es unglaublich viele Rezepte, für die Fruchtfleisch verwendet wird, von Muffins bis hin zu Frikadellen. Eines unserer Lieblingsrezepte (und das einfachste!) besteht darin, das Fruchtfleisch mit einem Mehl nach Wahl zu vermischen, bis sich eine Art Teig bildet. Rolle ihn so dünn wie möglich aus und bestreue ihn mit Pure Kürbiskernen, Salz und Pfeffer. Bei niedriger Temperatur ein paar Stunden im Ofen trocknen lassen, und voilà – schon hast du deine eigenen Fruchtfleisch-Cracker. Wenn du das Fruchtfleisch nicht essen möchtest, kannst du es auch kompostieren und als Dünger für deine Garten- oder Zimmerpflanzen verwenden. Es ist interessant zu sehen, welche Möglichkeiten Unternehmer zur Wiederverwendung von Obst-„Abfällen“ wie Fruchtfleisch oder Obstschalen entwickeln. Wenn du schon einmal mit einer dieser Maschinen im Supermarkt deinen eigenen Orangensaft frisch gepresst hast, weißt du, wie viele Orangenschalen dabei übrig bleiben. Das niederländische Unternehmen PeelPioneers hat erkannt, wie vielseitig sich die Schalen verwenden lassen und kooperiert nun mit Supermärkten, damit sie nicht im Müll landen. Das Unternehmen stellt aus den Schalen verschiedenste Produkte her, von Ölen bis Viehfutter. Unserer Meinung nach ein interessanter Bereich, den man im Auge behalten sollte!
Abschließende Bemerkungen
Es spricht nichts dagegen, wenn du dir gelegentlich einen Saft gönnst. Es gibt viele Geschmacksrichtungen, mit denen du experimentieren kannst und wir empfehlen dir, dich nicht nur auf Obst und Gemüse zu beschränken. Füge Gewürze (wie Zimt, Kurkuma oder schwarzen Pfeffer), Matcha Tee-Pulver oder vielleicht sogar einen Löffel unseres absoluten Lieblingsproteinpulvers hinzu. Eigentlich sollte es klar sein, aber füge diese Zutaten unbedingt erst nach dem Entsaften zu deinem Saft hinzu. Denke im Hinblick auf Obst und Gemüse daran, es hauptsächlich so oft wie möglich zu essen und nicht zu trinken. Cheers!